Die Bedeutung einer zentralen Ablage für das Lifecycle-Management
Mit der Digitalisierung in Fertigungsunternehmen steigt die Anzahl der Systeme, in denen produktionsbezogene Informationen entstehen. Auch die Datenmengen werden immer größer und heterogener. Daten und Dokumente werden heute in verschiedensten Systemen erzeugt: M-CAD, Elektro- und Elektronik-CAD-Software, hinzukommen produktrelevante digitale Informationen in Office-Dokumenten, im ERP-System, im CRM oder Support-System. Die Verwaltung dieser Daten ist komplex, denn diese müssen über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes betrachtet werden. Eine zentrale Dokumentenverwaltung (ECM) ermöglicht nicht nur die Speicherung aller produkt- und unternehmensrelevanten Dokumente, sondern fördert den vollständigen und digitalisierten Informationsfluss, z. B. für die Fertigungsplanung und Simulation der Produktion sowie zur Steuerung und Überwachung von Fertigungsanlagen und -maschinen (MES). Nutzt man die Möglichkeiten einer solchen Architektur konsequent auch im After-Sales-Prozess, so entsteht ein immer aktueller Informationszwilling, der an den Kunden ausgelieferten Anlage.
Enterprise Content Management (ECM)
In der Abbildung werden eine Menge von Systemen und damit verbunden Datenflüssen dargestellt, doch alle benötigen einen Container, der den gesamten Content für alle Dokumente und Daten abspeichert. Dieser ist das ECM (Enterprise Content Management), welches aus dem DMS (Dokumentenmanagementsystem) und dem PDM (Produktdatenmanagement) besteht. Durch die zentral abgespeicherten Dokumente und Produktdaten ist es möglich, dass alle Informationen innerhalb dieses Prozesses fließen können.
ERP-System
Das ERP-System erzeugt Belege, erstellt Angebote und Rechnungen. Klassischerweise werden diese noch ausgedruckt und in Ordnern abgeheftet. Durch die Digitalisierung ist es möglich, diese Daten direkt und automatisch ins ECM fließen zu lassen und sie dort abzuspeichern. So ist möglich diese immer wieder einzusehen. Wenn also ein Brief per Word geschrieben, ein Rahmenvertrag oder eine E-Mail per Outlook erstellt werden, so fließen diese Daten direkt ins ECM.
CAD-Systeme
Die CAD-Systeme erzeugen Dokumente mit einfachen, aber auch komplexen Datenstrukturen. Diese Produktdaten werden wiederum automatisch im PDM gespeichert und so für alle berechtigten Mitarbeiter bereitgestellt. Dadurch sind alle Daten automatisch und schnell verfügbar, nachweisbar und nachvollziehbar, was Störungen extrem reduziert und die Effizienz steigert.
MES-System
Wenn diese durchgängige Landschaft vorhanden ist, ist die Anzeige von Daten und Dokumenten ohne Redundanzen möglich. Da die Informationen vom ERP-System ins MES-System durchgängig fließen, können einzelne Produktionsschritte in der Fertigung immer eingesehen werden. So ist es möglich einen Arbeitsplan in jedem Prozessschritt anzuschauen und dementsprechend Aufträge in verschiedene Bereiche zu übergeben.
Konfigurator
Durch den durchgängigen Austausch der Daten zwischen dem ERP- und ECM-System ist außerdem die Arbeit mit einem CAD-getriebenen Konfigurator möglich. Dieser Konfigurator kann zum Beispiel als Stücklistengenerator dienen und Kalkulationen oder Modelle generieren. Die Kommunikation mit dem Kunden über Preise und Lieferzeiten wird dadurch erheblich vereinfacht.
Rechnungseingang
Auch der Rechnungseingang ist ein wichtiger Bestandteil des Lifecycle-Managements. Der Durchlauf des Rechnungswesens und die automatische Validierung durch die entnommenen Daten aus dem ERP erzeugen wiederum automatisch Daten, die dann im ECM abgespeichert werden.
Finanzbuchhaltung
Das ERP-System ist auch Grundlage für die Finanzbuchhaltung. Belege und Beauskunftungen werden entnommen und fließen mit Dokumenten und Daten zurück ins ERP-System.
Vorteile eines durchgängigen Lifecycle-Managements
- Ein durchgängiges Lifecycle-Management ermöglicht die zentrale Ablage und den Zugriff auf relevante Daten und Informationen.
- Durch die Vernetzung aller Systeme sind übergreifende Prozesse möglich.
- Ein integrierter CAD-getriebener Konfigurator und ein integriertes Rechnungseingangsmanagement sind aufgrund der Durchgängigkeit möglich.
- In der gesamten Landschaft ist eine MS Office-Integration inkludiert, wodurch direkt alle E-Mails oder erstellten Dateien automatisch abgespeichert und integriert werden.
- Das System vermeidet automatisiert redundante Daten, so dass diese nicht mehrfach vorhanden sind.
Digitale Fertigungsplanung als Grundlage der Smarten Fabrik
Die digitale Fertigungsplanung ist die Grundlage für die Smarte Fabrik. Das Schaubild zeigt hier eine Karosseriefertigung, in welcher das Dachsegment automatisiert eingesetzt und verschweißt wird. Diesen Schritt kann man anhand von echten Bewegungszeiten, Durchlaufzeiten und Simulationen des Schweißverfahrens betrachten. Was früher durch physische Dokumente dargestellt und gesteuert wurde, wird heute in die digitale Welt übertragen. Dadurch können schnell verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Es können eigene Modelle abgebildet oder auch von Partnern und Zulieferern integriert werden.
Mit der digitalen Fertigungs- oder Fabrikplanung lassen sich folgende Vorteile erzielen:
- Mehr Planungssicherheit
- Weniger kostspielige Fehler
- Optimierter Materialfluss
- Kurze Inbetriebnahmezeiten
Beispielprozess für einen Lebenszyklus mit durchgängigem Content
In der Abbildung wird ein systemübergreifendes Lifecycle-Management über den automatisierten Prozess von der Akquise, über das Angebot, den Auftrag und ggf. anschließender Änderungen oder Services abgebildet. Ein sogenannter „digitaler Informationszwilling“, die Lebenslaufakte einer Maschine oder eines Produktes, bündelt alle relevanten Informationen an einer zentralen Stelle. Produktdaten und Dokumente werden kunden- oder projektspezifisch über den kompletten Lebenszyklus in digitalen Akten zusammengeführt. Die ausgelieferte Maschine oder das Produkt wird somit als digitaler Informationszwilling abgebildet.
Nutzung des digitalen Informationszwillings im After-Sales
In diesem Schritt wird der detaillierte Anfrageprozess für einen Änderungsauftrag als Beispiel gezeigt. Der Kunde besitzt bereits das Produkt vom Fertiger und benötigt einen Umbau oder Service für ein bereits ausgeliefertes Produkt oder eine Anlage. Die Anfrage-E-Mail wird als Serviceanfrage eingeordnet und entsprechend im Projekt abgelegt. Anschließend wird der Umbau kalkuliert und das entsprechende Serviceangebot mit dem dazugehörigen E-Mailverkehr mit dem Kunden ebenfalls im Projekt abgelegt. Das geschieht immer im Austausch mit dem angebundenen ERP-System.
Nach Bauftragung des Kunden für den Serviceauftrag gehen die Änderungen in die Konstruktion, in der u. a. die Stücklisten angelegt werden. Bei einem Anlagenumbau legen wir über die integrierte Einbindung des Engineerings im Umbauprozess nicht das Einzelteil an, sondern pflegen einen digitalen Anlagenzwilling. Die dadurch verfügbaren Informationen erleichtern es dem Servicemitarbeiter vor Ort, den geplanten Umbau oder Service durchzuführen. Anhand des kompletten Lifecycle lässt sich jegliche Kommunikation mit dem Kunden und etwaige Änderungen an einem Produkt oder einer Anlage nachvollziehen.
Fazit
Um auch in Zukunft weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es für Unternehmen wichtig durchgängige digitale Daten anhand eines systemübergreifenden Lifecycle-Managements zu ermöglichen. Alle Beteiligten sollten zu jeder Phase des Lebenszyklus Zugriff auf alle relevanten Informationen haben. An jeder Stufe des Lifecycle-Managements hängen jedoch vielfältige Aufgaben, bei denen mehrere Abteilungen beteiligt sind. Deshalb ist es wichtig, ein strukturiertes System aufzubauen und von den Vorteilen zu profitieren, wobei die erhöhte Effizienz an erster und wichtigster Stelle steht. Schauen Sie sich gern weiterführend dazu unseren Onlinevortrag an: Durchgängige digitale Daten als Basis für ein systemübergreifendes Lifecycle-Management
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