16.08.2016 — Digitale Fabrik — Patrick Müller

Verwendung von Feature und Makro in hyperMILL

Da ich ja grundsätzlich ein fauler Mensch bin, möchte ich mir meine tägliche Arbeit so einfach wie möglich gestalten. Da bieten sich die Erleichterungen, welche hyperMILL bietet, geradezu an.

    Teaser-Feature-Makro-hyperMILL
    Patrick Müller
    Über den Autor
    Als versierter Anwendungsberater im Bereich CAD/CAM teilt Patrick Müller in seinen Blogartikeln sein umfangreiches Wissen und seine praktischen Erfahrungen, u. a. im Bereich CAM-Automatisierung. Er hilft damit den Anwendern ihre Produktionsprozesse effizienter und nahtlos zu gestalten.

    Immer wiederkehrende und gleiche Bearbeitungen lassen sich schön in Makros zusammenfassen und die Geometrie von Bohrungen und Taschen lassen sich automatisch durch hyperMILL erkennen.

    BauteilDa sich der eine oder andere vor der vermeintlichen Mehrarbeit einer Makrodatenbank scheut, schauen wir uns die Funktionalität etwas genauer an. So eine Makrodatenbank ist nämlich schnell aufgebaut. Dieses Bauteil beinhaltet nicht nur Bohrungen und Taschen aus verschiedenen Richtungen, sondern auch eine 3D-Kontur, welche wir per Makro bearbeiten wollen.

     

     

    Was ist ein Feature?

    Feature Bauteil CAMEin Feature ist eine geometrische Information. Das können nicht nur Bohrungen und Taschen sein, jedoch werden diese meistens genutzt. Die Featureerkennung von hyperMILL scannt das Bauteil mit den getroffenen Einstellungen nach diesen Informationen durch und speichert diese entsprechend ab. So lassen sich die geometrischen Parameter für eine weitere Bearbeitung nutzen. Ist die automatische Featureerkennung einmal an die firmeninternen Standards angepasst, lässt sich das Scannen des Bauteils mit einem Klick starten.

    Würde ich diese Arbeit von Hand erledigen, müsste ich nicht nur Tiefe und Durchmesser einer Bohrung, sondern auch andere Parameter selbst aus dem Bauteil ausmessen und in den Zyklus übertragen. Wenn es nur ein oder zwei Bohrungen sind mag das noch gehen, aber zumeist sind es ja Bauteile mit vielen Bohrungen und Taschen. Eine Bohrung kann ja auch viel komplexer sein, da sie vielleicht aus mehreren Durchmessern besteht und vielleicht auch noch Gewinde enthält. Der Unterschied zwischen einem Klick und einer nicht unerheblichen Arbeit, alle Informationen selbst und von Hand in den Zyklus zu übertragen, ist dann doch sehr groß. Nebenbei werden dabei auch noch die Koordinatensysteme für die Ausrichtungen der Bohrungen automatisch erkannt und abgespeichert. Das alles zusammen ist eine echte Erleichterung! Selbst eine einfache Bohrung kann ziemlich viele Informationen beinhalten. HyperMILL kann hier sehr komplexe Bohrungen abbilden, falls dies notwendig sein sollte.

    Im nächsten Schritt müsste ich für jedes Feature die darauf benötigten Jobs neu programmieren. Warum also diese Arbeit immer neu anfangen, wenn sie doch immer gleich ist und die Software mir die Arbeit abnehmen kann? So spare ich Zeit, welche ich wieder in andere wichtige Dinge investieren kann. Die Makros erledigen ja alles für mich und das vollautomatisch. Einmal muss ich diese Bohrung ja doch programmieren und dann sind es lediglich wenige Klicks, die Bearbeitung als ein Makro zu speichern. Schon bei der zweiten Bearbeitung hat sich diese zusätzliche Arbeit gelohnt, da ich in Zukunft nie mehr diese Bohrung programmieren muss. Das Feature kennt die Geometrie und das Makro erledigt die Programmierarbeit für mich.

    hyperMILL optimieren durch Makros

    Makro einfügen2

    Um ein Makro zu erstellen, muss ich lediglich einen Namen für das Makro vergeben und es zur leichteren Wiedererkennung in einer Gruppe speichern. Eventuell noch den Pfad zu einem selbst erstellten Bild und das war‘s schon. Mehr Arbeit ist es nicht. Schon bei der nächsten Bohrung muss ich die in diesem Beispiel verwendeten drei Jobs nicht mehr neu programmieren und keine Geometrie in den Jobs zuweisen. Die Geometrie kommt ja aus dem Feature. Zukünftig kann ich nun auf das Makro zugreifen und dieses beliebig oft aufrufen. Dabei werden meine vorher definierten Jobs vollautomatisch den Bohrungen zugewiesen. Ebenso werden die relevanten Geometrieparameter aus dem Job automatisch zugewiesen. Ein Traum, da ich keine Arbeit mehr investieren muss! Fehler sind somit auch ausgeschlossen.

    Nach der Zuweisung der Makros auf die Geometrien werden diese Stück für Stück abgearbeitet. Dadurch entsteht eine Jobreihenfolge, welche eventuell nicht gewünscht ist. Diese kann aber auch automatisch optimiert werden, wie wir später noch sehen werden.

    Makros können auch noch mit Regeln versehen werden, um die verwendete Bohroperation – falls notwendig – zu beeinflussen. So ist dann z. B. nur ein einziges Makro notwendig, welches aber zwischen wesentlichen und unterschiedlichen Parametern der Bohrungen unterscheiden kann. Damit lässt sich z. B. unterscheiden, ob ein Gewinde vorhanden ist oder nicht, oder ob die Bohrung eine Durchgangsbohrung ist oder ein Sackloch. Die Bohroperationen dafür sind zwar unterschiedlich, aber müssen nicht als zwei Operationen behandelt werden, da innerhalb der Operation die richtige Strategie erkannt wird und die Parameter vollautomatisch gesetzt werden. Das schafft Sicherheit und ist eine wesentliche Erleichterung der gesamten Programmierung der Bohrungen!

    Jobs sortiertHyperMILL kann die per Makro erzeugten Operationen automatisch so sortieren, dass eine sinnvolle Reihenfolge entsteht und Operationen zusammengefasst werden. In unserem Beispiel werden also die Operationen entsprechend sortiert, so dass zuerst die Anspiegelung gefräst wird, bevor ein Zentrieren erfolgt. Danach wird gebohrt und zuletzt das Gewinde geschnitten. Operationen, welche dasselbe Werkzeug enthalten, werden dabei sinnvoll zusammengefasst. So reduziert sich die Jobliste auf ein Minimum an Operationen. Übrigens können Bohrungen auch automatisiert auf das Rohteil verlängert werden, für den Fall, dass zuerst gebohrt und dann gefräst werden soll. Ich glaube, was Bohrungen angeht, bleiben hier keine Wünsche offen!

    Taschen und Makros mit hyperMILL

    Fräsoperationen können da schon etwas komplexer sein, da sich zum Beispiel Konturen überschneiden können. Aber auch hier können Makros äußerst sinnvoll sein. Taschen, beispielsweise, müssen geschruppt werden und die Seitenwand und der Boden geschlichtet werden. Eine immer wiederkehrende Arbeitsabfolge, welche natürlich auch automatisiert werden kann. Hierbei hilft die Taschenerkennung die Geometrien aus dem Bauteil aufzusammeln. Dabei werden offene Bereiche genauso erkannt, wie Boden und Eckenradien. Nuten werden entsprechend anders behandelt als Taschen usw.

    Taschen und Makros mit hyperMILLDiese ganzen Informationen können genau wie beim Bohren auch wieder ausgewertet und verarbeitet werden. Auch hier werden, wie bei den Bohrungen auch, entsprechende Makros angewendet und man kann auch hier natürlich mit Regeln arbeiten, um z. B. die Werkzeugdurchmesser und Werkzeughöhen entsprechend den Taschen anzupassen. Das sind natürlich nicht die einzigen Parameter, welche bearbeitet werden können. Somit bekomme ich auch hier entsprechende Sicherheiten, um z. B. das passende Werkzeug einsetzen zu können. Auch diese Bearbeitungen können wieder optimiert werden, um Werkzeugwechsel zu reduzieren und Bearbeitungen zusammen zu fassen.

    Andere Feature und Makros – 3D-Geometrie

    Natürlich lassen sich nicht nur Taschen und Bohrungen mit Feature und Makros bearbeiten. Auch beliebige andere Geometrien können mit Makros verbunden werden. In meinem Beispiel möchte ich das mit einer Begrenzungskurve als Feature und einem Makro für die 3D-Geometrie in der Mitte der Form tun. Wenn ich mir hier überlege, dass ich eine ganze Jobliste mit Schruppen, Restmaterial, Vorschlichten und Schlichtbearbeitung inklusive Restmaterial von Hand programmieren müsste, so würde das einige Zeit in Anspruch nehmen. Warum also solche relativ komplexen Bearbeitungen nicht auch zusammenfassen?

    Jobliste 3D mit BauteilIn meinem Beispiel sind das immerhin 25 Jobs, welche voll automatisch beliebige Formen bearbeiten. Sicher wird es abhängig von der Form vielleicht nicht unbedingt notwendig sein, Restmaterial bis zum kleinsten Fräser herunter zu berechnen, aber diese Jobs lösche ich gerne aus meiner Bearbeitung heraus. So habe ich gut und gerne mindestens eine halbe Stunde Programmierarbeit gespart und freue mich nun auf das berechnete Ergebnis, ohne was dafür getan zu haben.

    Feature und Makro stellen für mich eine ideale Möglichkeit dar, mir die tägliche Arbeit erheblich zu erleichtern und wiederkehrende Arbeiten zu automatisieren. Dabei spielt nicht nur die Arbeitserleichterung eine Rolle sondern auch die gewonnene Sicherheit.

    Es lohnt sich also absolut, sich über Makros Gedanken zu machen und diese Stück für Stück aufzubauen. Da sowieso einmal programmiert werden muss, fehlen sozusagen nur noch die drei Klicks, die Bearbeitungsschritte in die Makrodatenbank zu speichern. Das ist alles! Das Argument der vielen Arbeit, eine Datenbank aufzubauen, zählt also nicht. Auch eine befüllte Werkzeugdatenbank ist nicht zwingend erforderlich. Die Werkzeuge können auch im Makro gespeichert sein.

    Weitere Informationen finden sie unter: http://www.nupis.de/de/fertigung

    Patrick Müller
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    Als versierter Anwendungsberater im Bereich CAD/CAM teilt Patrick Müller in seinen Blogartikeln sein umfangreiches Wissen und seine praktischen Erfahrungen, u. a. im Bereich CAM-Automatisierung. Er hilft damit den Anwendern ihre Produktionsprozesse effizienter und nahtlos zu gestalten.

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