Anders gesagt: VR-Brillen lassen den Nutzer ein Computerbild sehen, während AR-Brillen den Nutzer die vorhandene Umgebung anzeigen und in diese Umgebung weitere Informationen hinzufügen. Um die Vorteile der beiden Technologien genauer zu beleuchten, haben wir uns 8 mögliche Einsatzszenarien von VR und AR in der mittelständischen Fertigungsindustrie angesehen.
Für eine vertiefende Erklärung von VR und AR verweisen wir gern auf den bereits hierzu entstandenen Blog-Beitrag: Virtuelle und erweiterte Realität.
Vorteile von VR in der mittelständischen Fertigungsindustrie
1. Realistische Produktpräsentationen ohne Vor-Ort-Präsenz
Hersteller von Maschinen und Anlagen stehen vor der Herausforderung, den Kunden, die Maschine und das Vertriebspersonal gemeinsam an einen Ort, zur selben Zeit zu bekommen. Wenn Unternehmen zudem international tätig sind und das über mehrere Zeitzonen hinweg, wird eine Terminabstimmung besonders schwierig. Kunden haben oft Zeitmangel, um zu Ausstellungsräumen anzureisen oder bis zur nächsten Messe zu warten und für die Hersteller stellt auch die Logistik zu Messen und der Unterhalt von Demozentren einen hohen Kostenfaktor dar. VR-Anwendungen können hier helfen, dem Kunden auf einfache Weise einen Einblick in das Produkt zu geben. Der Kunde kann allein oder in einer gemeinsamen virtuellen Session nicht nur einen äußerlichen Eindruck des Produktes bekommen, sondern dieses im 1:1 Maßstab begutachten und erleben.
2. Zusammenarbeit ohne Vor-Ort-Präsenz
Die Virtuelle Realität erlaubt eine unkomplizierte Zusammenarbeit an einem 3D-Modell über verschiedene Standorte hinweg. Mittelständler sparen somit Zeit und Kosten für gemeinsame Meetings. Die virtuelle Zusammenarbeit kann dabei mit internen Mitarbeitern, externen Projektbeteiligten und Kunden erfolgen. Das bietet den Vorteil, den Kunden von Anfang an in den Design- und Konstruktionsprozess einzubeziehen und vermeidet kostspielige Prototypen oder Mehraufwände durch spätere Designänderungen. Darüber hinaus können Fachkräfte durch die VR-Technologie flexibel von dort aus arbeiten, wo Sie am produktivsten sind.
3. Verbesserung der Serviceleistung
Die Vorteile eines gemeinsamen digitalen Bildes lassen sich ebenfalls auf den Service übertragen. Besonders für mittelständische Maschinen- und Anlagenhersteller sind Vor-Ort-Einsätze von Servicetechnikern kostspielig. Es kommt sicherlich vor, dass der Monteur um die halbe Welt reist und der Fehler hätte einfacher gelöst werden können, durch eine bessere Beschreibung. Wenn gleichzeitig die gekaufte Anlage nicht genutzt werden kann und der Kunde Schadensersatzansprüche geltend macht, wird es kostspielig. Mit der VR-Technologie kann sich der Servicetechniker remote in die Anlage „hineinfühlen“ und einem anderen Techniker vor Ort detailliert bei Lösungsansätzen begleiten. Möglicherweise kann der Fehler so ohne Serviceeinsatz und innerhalb weniger Stunden behoben werden. Diese Erleichterung bietet einigen Herstellern die Chance auch in Zukunft ausreichend Servicetechniker zu gewinnen, weil permanente internationale Einsätze entfallen können.
4. Vereinfachung der Prozessplanung in der Fertigung und Mitarbeitertrainings
Die Verfügbarkeit einer realistischen Fertigungsanlage als virtuelles Abbild erlaubt es, neue Mitarbeiter bereits im Vorfeld detalliert einzuweisen, ohne dass die Anlage bereits stehen muss. Ebenso lässt ein Blick durch die VR-Brille mögliche Kollisionen in der Aufstellplanung schnell und in 3D-erkennen. Das verhindert kostspielige Verzögerungen. Hersteller, die zukünftig solche Services anbieten, senken gegenüber ihren Kunden die Gesamtkosten des Betriebs (Total Cost of Ownership) und können sich positiv vom Wettbewerb abheben.
Vorteile von AR in der mittelständischen Fertigungsindustrie
5. Fertigungscontrolling auf einen Blick
Mit der Möglichkeit der AR-Technologie (das real existierende Bild mit Informationen zu ergänzen), ergeben sich spannende Einsatzszenarien im Fertigungsalltag. So kann mit einem Blick durch die AR-Brille auf die Maschine deren aktueller Produktionsstatus angezeigt werden. Das Beispiel auf der Abbildung geht sogar noch einen Schritt weiter: beim Blick auf ein ausgedrucktes Fertigungslayout werden die Produktionskennzahlen der anvisierten Maschine angezeigt. Denkbar ist hier auch, dass Maschinenhersteller solche Funktionalitäten für ihre Maschinen entwickeln lassen und dies als Wettbewerbsvorteil dem Kunden übergeben.
6. Störungserkennung im Maschinenpark
Ebenso, wie sich Auftragsfortschritt oder Stückzahlen der Maschinen erfassen lassen, können auch Störungen visualisiert werden. Setzt der Produktionsleiter seine AR-Brille auf und lässt den Blick über seinen Maschinenpark schweifen, so erkennt er sofort bestehende Störungen. Gegenüber einer AR-Erkennung per Smartphone hat er den Vorteil beide Hände frei zu haben. Zudem kann er seine Umgebung ganz normal wahrnehmen und sich, im Unterschied zur VR-Technologie, ohne zu stolpern durch die Produktionshalle bewegen.
7. Anzeige von Maschinenteilen und Serviceinformationen
Mit einem Blick auf die Maschine kann sich der Produktionsleiter die einzelnen Teile, inklusive möglicher Serviceinformation anzeigen lassen. Die AR-Technologie ermöglicht es ihm Wartungsintervalle oder hinterlegte Servicepartner aufzurufen und so zügig zu reagieren. Sofern er den Fehler nicht selbst beheben kann, ist die Auslösung eines internen oder externen Serviceauftrags zielführend.
8. Ausführung von Wartungs- oder Rüstungsvorgängen
Von der AR-Technologie kann auch der Servicetechniker profitieren. Mit dem Blick durch die AR-Brille auf die Maschine kann ihm die passende Wartungscheckliste zur Störungsbehebung angezeigt werden. So können auch ungelernte Mitarbeiter definierte Störungen beheben. Gleichzeitig sind die ausgeführten Wartungsarbeiten bei späteren Nachfragen verbindlich dokumentiert. Die Logik der geführten Checklisten lässt sich dabei ebenso auf Rüstvorgänge ausdehnen. In Anbetracht von zunehmenden Personalengpässen im Mittelstand, ermöglicht die Technologieunterstützung die Mitarbeiter breiter einzusetzen.
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