Dieser Blogbeitrag ist Bestandteil der 6-teiligen Blogbeitrag-Serie „Schritt für Schritt zum digitalen Gebäudezwilling“, in der wir Sie auf den Weg zur Realisierung des digitalen Gebäudezwillings mitnehmen. Folgende Beiträge umfasst die Serie:
- Teil 1: Datenaufnahme für die Gebäudeplanung mit der Cloud-Plattform Autodesk Forma
- Teil 2: Datenaufbereitung für die Gebäudeplanung mit Autodesk® Civil 3D® und Autodesk® ReCap®
- Teil 3: Fachmodellübergreifende Zusammenarbeit mit Autodesk® Revit®
- Teil 4: Vernetztes Bauen auf Basis des Common Data Environment (CDE) Autodesk® Construction Cloud
- Teil 5: BIM2FM: CAD und CAFM tauschen Informationen entlang des Gebäudelebenszyklus aus
- Teil 6: BIM plus IoT – Wie der Digitale Zwilling den Gebäudebetrieb revolutioniert
Nachdem wir im letzten Beitrag die fachmodellübergreifende Zusammenarbeit mit Autodesk® Revit® veranschaulicht haben, widmen wir uns im nächsten Schritt dem vernetzten Bauen mit dem Common Data Environment (CDE) der Autodesk Construction Cloud® (ACC). In unserem Beispielprojekt „Dambach“ konnten wir damit die Zusammenarbeit verbessern, Arbeitsschritte automatisieren und beschleunigen sowie die Projektergebnisse optimieren. Hier zeigen wir, wie das gelang.
Common Data Environment – darum ist es so wichtig
Ein Common Data Environment (CDE) ist eine gemeinsame Datenumgebung, die sämtliche Daten rund um ein Bauvorhaben speichert, verwaltet und dokumentiert. So ermöglicht sie allen Beteiligten Zugriff auf die aktuellen Planungsstände und bietet eine Plattform, um Daten zentral und nachvollziehbar auszutauschen. Insbesondere BIM-Projekte profitieren vom CDE. Bei der Auswahl der Lösung sollten vor allem folgende Kriterien im Mittelpunkt stehen:
- Sie sollte ein starkes Berechtigungskonzept besitzen.
- Sie sollte openBIM-fähig sein.
- Sie sollte bei der Einhaltung von ISO-Richtlinien, z. B. ISO 19650 und ISO 27001, unterstützen.
- Sie sollte über eine mobile App Zugriff auf die Daten ermöglichen.
Eine Lösung, die all diese und noch viele weitere hilfreiche Funktionen bietet, ist die Autodesk Construction Cloud® (ACC). Über die mobile App der ACC erhalten die Nutzer ortsunabhängig – also auch unterwegs von ihren iOS- oder Android-Geräten aus – Zugriff auf die Daten. Das Berechtigungskonzept ermöglicht die genaue Zuweisung von Rollen, sodass die Projektteilnehmer die Zugriffsrechte erhalten, die sie benötigen. Die Lösung unterstützt zudem die Informationsverwaltung gemäß ISO 19650. Konkret bedeutet das, dass die ACC mit entsprechenden Daten-Containern arbeitet und openBIM-fähig ist. Anzumerken ist außerdem, dass die ACC die Dateien auf EU-Server verwaltet und somit DSGVO-konform ist.
Der Funktionsumfang der Autodesk Construction Cloud
Grundbaustein der Autodesk Construction Cloud ist Autodesk Docs, das in der AEC-Collection von Autodesk enthalten ist. Docs wurde speziell entwickelt, um Projektdateien in der Cloud auszutauschen, zu verwalten, zu sichten und zu genehmigen. Durch den modularen Aufbau der Autodesk Construction Cloud können Anwender diese Grundfunktionen je nach Bedarf um weitere Module erweitern, die zusätzliche hilfreiche Funktionen beinhalten. Zur Auswahl stehen folgende Module:
- BIM Collaborate bietet Unterstützung bei der Planungs- und Modellkoordination und richtet sich primär an BIM-Manager und -Koordinatoren, die damit Modelle prüfen, direkt mit den Planungsteams kommunizieren und Aufgaben koordinieren.
- BIM Collaborate Pro ermöglicht es, BIM-Modelle gemeinsam sowie orts- und zeitunabhängig zu bearbeiten. Damit unterstützt es alle, die regelmäßig Änderungen am Modell vornehmen – wie Bauzeichner und Architekten.
- Autodesk Take Off bietet ein effektives Tool für die Mengenermittlung in 2D- und 3D-Modellen in der cloudbasierten Datenumgebung.
- Autodesk Build enthält wichtige Funktionen für Nutzer, die mit der Bauausführung, dem Projektmanagement, der Baustellendokumentation oder -verwaltung betraut sind. Speziell für diese Anwendungsfälle umfasst die Lösung Checklisten und integrierte Bautagebücher.
Grundlagen schaffen: Projekteinrichtung und Berechtigungen
Um mit dem Common Data Environment der ACC arbeiten zu können, haben wir für unser Beispielprojekt „Dambach“ zunächst das Projekt inklusive Dauer, Budget und allgemeinen Informationen angelegt und die beteiligten Projektmitglieder eingeladen. Jede dieser eingeladenen Personen bekommt eine eigene Rolle, Firmenzugehörigkeit und Zugriffsebene zugewiesen. Die Zugriffsebene gliedert sich in „normales“ Projektmitglied oder Projekt-Admin. Typische Rollen sind beispielsweise Architekt, BIM-Manager bzw. -Koordinator oder Bauleiter. Durch den Einsatz der BIM Collaborate-Produkte ist es möglich, gemäß der ISO 19650 eine Ordnerstruktur mit den entsprechenden Datencontainern und Zugriffsberechtigungen für die beteiligten Firmen zu erstellen.
Das bedeutet: Jede Firma erhält einen eigenen Ordner, in dem sie ihre Dateien ablegen und bearbeiten kann. Solange das Modell in Bearbeitung ist, wird es im „Work in Progress“-Ordner der Firma gespeichert. Darauf hat nur der Ersteller Zugriff. Um es mit anderen Projektmitgliedern zu teilen, kann über das Modul Design Collaboration (Bestandteilt der BIM Collaborate-Produkte) ein „Paket erstellt“ werden. Das Modell wird dann in den „Shared“-Ordner kopiert, sodass die anderen Projektteilnehmer dieses einbeziehen und in ihrer eigenen Autorensoftware referenzieren können. Teilt der Architekt sein Modell, kann beispielsweise der TGA-Planer das Architekturmodell einbeziehen und referenzieren. Die TGA-Anlage kann dann in das referenzierte Architekturmodell eingeplant werden.
Zentral und nachvollziehbar: die optimierte Kommunikation
Eine der größten Stärken des Common Data Environments ist die Optimierung der Kommunikation und des Austauschs. Das wurde auch in unserem „Dambach“-Projekt deutlich. In der Praxis ist es nicht unüblich, dass sich die Projektteams parallel über verschiedene Kanäle austauschen. Hinterher nachzuvollziehen, wer welche Information wann von wem auf welchem Kanal erhalten hat, ist eine echte Herausforderung. Im Projekt „Dambach“ wurde hingegen ausschließlich zentral über die Aufgaben im Common Data Environment kommuniziert. Gab es beispielsweise eine Planungsänderung vom Bauherrn, konnte diese direkt als Aufgabe im Projekt verortet, in Revit geladen und an die zuständige Rolle übermittelt werden. Der jeweilige Architekt oder Ingenieur konnte so direkt erkennen, was geändert werden muss und es entsprechend anpassen sowie an die Cloud zurückspielen.
Auch Projektbesprechungen konnten direkt über das CDE gesteuert werden. Der Organisator kann die Beteiligten direkt über die Besprechungsfunktion der Autodesk Construction Cloud zu Projektbesprechungen einladen und ihnen Zugriff auf die Agenda und das Protokoll geben. Die Agenda sowie das daraus resultierende Protokoll ist ebenfalls zentral in der CDE hinterlegt. Aufgaben, die im Protokoll festgehalten wurden, können in der nächsten Besprechung als „geschlossen“ markiert werden, wenn sie bis dahin erledigt wurden.
Kollisionen frühzeitig entdecken und beheben
Ein Vorteil der gemeinsamen Datenumgebung ist die frühzeitige Kollisionskontrolle mit dem Modul „Model Coordination“. Damit erhalten die Nutzer einen Überblick über die verfügbaren Modelle und die Möglichkeit, sie auf Kollisionen zu prüfen. Werden Kollisionen erkannt, zeigt die Lösung die entsprechenden, kollidierenden Objekte direkt im Modell an. Auch hier kann der Verantwortliche eine Aufgabe setzen mit dem Hinweis, an dieser Stelle noch einen Wanddurchbruch zu ergänzen. Durch die openBIM-Fähigkeit der ACC ist es übrigens nicht notwendig, dass alle Projektteilnehmer Autodesk-Lösungen verwenden. Durch die Möglichkeit des BCF-Exports können auch Projektteilnehmer, die kein Revit nutzen, die Aufgabenpunkte sehen und bearbeiten.
Mengenermittlung auf Knopfdruck
Für den Vergabeprozess und die Bauausführung ist die richtige Mengenermittlung unerlässlich. Hier kommt das Autodesk Take Off-Modul zum Tragen. Im Rahmen des „Dambach“-Projekts haben wir verschiedene Modell-Pakete erstellt, etwa mit „allgemeine Mengen“ sowie die Mengen für „Elektronik“, „Heizung2“ und „Lüftung“. Daraufhin konnten wir mithilfe von Autodesk Take Off die benötigten Mengen wahlweise als Stückzahl oder als Länge (z. B. bei Lüftungskanälen) ausgeben lassen. Die entsprechenden Objektarten sind farblich markiert, sodass die Nutzer die Mengen problemlos kontrollieren können.
Unkomplizierte Dokumentenübergabe an die Bauausführung
Nach der erfolgreichen Planung und Kalkulation stand die Bauausführung des „Dambach“-Projekts an. Dafür haben wir das Build-Modul eingesetzt, das speziell auf diesen Anwendungsbereich ausgelegt ist. Um die Pläne an die Bauausführung zu übergeben, bietet die ACC zwei verschiedene Möglichkeiten:
- Die Teams der Bauausführung beziehen sie direkt über Autodesk Docs oder
- Die Pläne werden als PDF-Dokument hochgeladen.
Für die Bauausführung ist die mobile App besonders wichtig, denn so stehen Pläne und Checklisten auch auf der Baustelle zur Verfügung. Damit die Nutzer auch bei schlechter Internetverbindung Zugriff darauf haben, empfiehlt es sich, diese vorab zu downloaden. Auch offline können darin Vermerke, Notizen und Aufgaben hinzugefügt werden. Sobald die App wieder mit dem Internet verbunden ist, werden diese synchronisiert und auch in der Cloud aktualisiert.
Checklisten und Bautagebücher vereinfachen Baustellenverwaltung
Im Bereich der Baustellenverwaltung ermöglicht die Autodesk Construction Cloud, Baustellenabläufe und Zeitpläne zu hinterlegen. So lassen sich neben den Modellen auch die Zeitpläne miteinander vergleichen. Kommt es zu Terminverschiebungen, können Nutzer kurzerhand den Projektfortschritt prüfen und schauen, ob das Projekt damit noch im Zeitrahmen ist.
Im „Dambach“-Projekt haben wir außerdem Checklisten und Bautagebücher eingesetzt. Bei den Checklisten hatten wir die Wahl, die von Autodesk zur Verfügung gestellten zu verwenden oder eigene Checklisten als PDF-Datei hochzuladen. Mit smart PDF können die Listen ausgefüllt und mit Formeln hinterlegt werden. So lassen sich beispielsweise die Stunden in Stundenzetteln problemlos über eine Woche addieren. Im integrierten Bautagebuch haben wir in Form eines Arbeitsprotokolls festgehalten, was gemacht wurde und welche Materialen verbraucht wurden. Ein großer Vorteil: Auch Fotos und Videos lassen sich ins Bautagebuch hinzufügen. Das macht das Bautagebuch zur optimalen Unterstützung für die Abrechnung und das Nachvollziehen des Projektfortschritts.
Fazit
Das Beispielsprojekt „Dambach“ zeigt: Die Autodesk Construction Cloud vereint ein leistungsstarkes Portfolio an Baumanagement-Softwareprodukten, die die Vernetzung von großen Datenmengen mit unterschiedlichen Akteuren ermöglichen. Dank der Verbindung von Daten, der Transparenz in den Prozessen sowie der vereinfachten Kommunikationen zwischen den beteiligten Personen werden die Projekte mit einem besseren Projektergebnis abgeschlossen.
Erfahren Sie in unserer Webcast-Aufzeichnung mehr über die Möglichkeiten der Autodesk Construction Cloud.
Wie geht es weiter? Im kommenden Beitrag werfen wir einen Blick in den Gebäudebetrieb und nehmen unter die Lupe, wie der Datenaustausch zwischen Planen, Bauen und Betreiben gelingt.
Bildquellen: Autodesk, N+P