27. April 2017 Digitalisierung
Die deutsche Baubranche ist ein absoluter Gigant. Mit einem Anteil von knapp fünf Prozent am Bruttoinlandsprodukt belief sich ihr Volumen in 2016 auf 145 Milliarden Euro. Gleichzeitig setzt sich die Bauindustrie aus über 270 Tausend Unternehmen zusammen, stellt knapp sechs Prozent aller Arbeitsplätze und wächst seit 2000 jährlich um knapp drei Prozent.
Gleichzeitig ist die Bauindustrie aber auch gefangen in jahrzehntealten Strukturen, die sie in ihrem weiteren Wachstum einschränken. Während die Einbindung von EDV-Systemen Produktivitätssteigerungen und Revolutionen in den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen herbeigeführt haben, schien die Bauindustrie bis vor Kurzem sich dem Trend zu widersetzen.
Das große Volumen der Baubranche trägt seinen Teil bei, um die Einführung digitaler Geschäftsmodelle attraktiv für Start-ups zu machen. Die Erfolgsquote solcher Lösungen war bisher aber sehr gering. 54 Prozent aller IT-Start-ups in der Bauindustrie scheitern innerhalb der ersten vier Jahre am Markt. Auszunehmen hierbei ist jedoch der Immobilien- und Wohnsektor, wo sich bereits eine Vielzahl von Anwendungen von Mietobjektsuche über Inneneinrichtungsdienste bis hin zu Smart-Home-Lösungen durchsetzen konnten. Als Beispiele seien an dieser Stelle Unternehmen wie Immobilienscout24, Houzz oder Tado genannt.
So langsam bewegt sich aber auch die schwerfällige B2B-Seite der Industrie. Digitale Geschäftsmodelle untergraben die etablierten Strukturen. Ein Beispiel ist die Firma Thermondo, die 2014 damit begann Heizkessel von zertifizierten Herstellern online zu vertreiben – direkt, B2C zum Endkunden. Damit wurden bisher fest einkalkulierte und firmeneigene Installateure der großen Heizungsbauer aus der Lieferkette geschnitten und die persönlichen Netzwerke der Firmen überflüssig gemacht. Heute kontrolliert Thermondo, statt der alteingesessenen Hersteller, wer mit wem Geschäfte tätigt.
Der oben genannte Fall sollte als warnendes Beispiel für die Unternehmen gelten, die meinen, sie könnten sich auf alten Lorbeeren ausruhen. Die größte Herausforderung für den Bau wird es sein, seine Produktivität zu erhöhen, findet die Unternehmensberatung BCG. Digitale Technologien sind ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg dorthin. Haben sie doch flächendeckend für Kostensenkungen im Bereich von 10 bis 15 Prozent in anderen Branchen geführt. Aber nicht nur in der Kostensenkung, sondern auch in der Herstellung des Kontaktes zwischen interessierten Parteien und der Vereinfachung der Interaktion zwischen beteiligten Partnern können große Effizienzgewinne durch digitale Anwendungen realisiert werden.
Ein konkretes Beispiel, um die vorherigen drei Punkte zu adressieren ist die Firma Building Radar aus München. Das Unternehmen erhebt Daten über geplante Gebäude durch Online-Suchalgorithmen bereits Monate vor Beginn der Ausschreibungsphasen und reichert diese im Verlauf der Planung kontinuierlich mit zusätzlichen Details und Ansprechpartnern aus den einzelnen Gewerken an. Nach Baubeginn wird der Fortschritt dann per Satellitenbildern über Computer-Vision-Algorithmen analysiert und verfolgt, um Zulieferern den richtigen Moment zur Bereitstellung ihrer Güter zu signalisieren.
Greifbar bedeutet das, dass jeder potentielle Dienstleister oder Zulieferer für ein bestimmtes Bauprojekt noch vor Beginn der Planungsphase an die planenden Stellen herantreten kann, um seine Produkte anzubieten und aktiv in das Projekt einzubringen. Building Radar liefert Daten ab dem Architektenwettbewerb bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe, während der Lebensdauer und der Renovierung oder Sanierung eines Gebäudes.
Heizungsbauer Viessmann konnte durch Nutzung der automatischen Benachrichtigungen von Building Radar für neue relevante Projekte die verkaufsaktive Zeit pro Verkäufer um vier Stunden steigern, da diese ihre Recherche nicht mehr manuell machen mussten.
In einem anderen Fall konnte der Schweizer Möbelhersteller Vitra gezielt die neuen Projektbeteiligungen von vorherigen Kollaborateuren verfolgen und so seine Umsätze mit ehemaligen Kunden um 25 Prozent erhöhen.
In einem letzten Beispiel konnte Gerhardt Braun, Hersteller für Kellertrennwände, durch feiner detaillierte und vorqualifizierte Projektinformationen seine Kundenkonvertierung um 80 Prozent steigern.
Diese Entwicklungen illustrieren den Wandel, der gerade in der Bauindustrie beginnt. Unternehmen, die bereits heute die Zeichen der Zeit richtig deuten, werden die Industrie von morgen nach ihren Bedürfnissen formen. Das anhaltende Wachstum der Branche wird durch neue Geschäftsmodelle zusätzlichen Schwung erhalten. Alte Strukturen werden aufgebrochen und überholt werden, während sich die Industrie verschlankt und effizienter wird.
Autor: Laurenz Kalthoff, VP Business Development bei Building Radar
Test-Account anfordern!Stellen Sie eine unverbindliche Anfrage für einen Test-Account, um sich von den Vorteilen der Plattform Building Radar selbst zu überzeugen. |
Viele Fertigungsunternehmen arbeiten im Engineering oder bei der Fertigung ihrer Erzeugnisse mit externen Partnern zusammen. Ob Fremdfertigung oder -konstruktion, Angebotsanfragen oder interne/externe Projektzusammenarbeit - die digitale Verwaltung der Produktdaten und das zentrale Datenmanagement spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wir zeigen, wie Unternehmen mit einfachen Werkzeugen durch einen sicheren und ortsunabhängigen Zugriff auf Projektdaten ihren Geschäftsbetrieb sichern und damit verbundene Herausforderungen bewältigen, um zukünftig mehr Effizienz und Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
Im Rechnungswesen und Controlling bietet die Digitalisierung und die damit einhergehende Automatisierung eine Reihe an Vorteilen und Chancen. Mitarbeitende werden von der Rolle des Datentypisten in die Rolle des sogenannten Prozess-Piloten befördert. Computer werden nicht müde, sind nicht gestresst und können langweilige und starre Aufgaben wieder und wieder ausführen. Die künstliche Intelligenz kann also den Menschen an der Stelle entlasten, wo es sinnvoll und effizient ist.
Digitale Technologien sind zum Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg geworden. Durch ihren Einsatz können mittelständische Unternehmen neue Geschäftsmodelle entwickeln, ihre Strukturen und Prozesse agiler gestalten, damit effizienter arbeiten und letztendlich ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Dabei ist die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben oft sehr komplex. Es besteht das Risiko, schnell den Überblick zu verlieren. Für eine erfolgreiche digitale Transformation ist es wichtig, einen ganzheitlichen Blick auf die Prozesse und Systeme zu haben und nach einem geeigneten Umsetzungsplan vorzugehen. Dabei stellt sich die Frage, ob die Digitalisierung für mittelständische Unternehmen nur ein Trend ist oder tatsächlich eine Notwendigkeit für die Zukunft darstellt.
Schreibe einen Kommentar