21.11.2017 — IT-Strategie — Paul Hertwig

Die Fertigungsindustrie steht der Digitalisierung optimistisch gegenüber

Die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen McKinsey-Studie zum Thema Digitalisierung in Fertigungsunternehmen sind in 4 Thesen zusammengefasst.

    Paul Hertwig
    Über den Autor
    Paul Hertwig ist seit 2019 Geschäftsführer der N+P und repräsentiert damit unter anderem die zweite Unternehmergeneration im Familienunternehmen. Neben seinen Aufgaben als Geschäftsführer nimmt er die Bereichsleitung für Marketing und Personal wahr.

    Ob unter dem Namen „Digitalisierung“ oder „Industrie 4.0“ – die Fertigungsindustrie beschäftigt sich im Moment omnipräsent mit ihrer zukünftigen Entwicklung. Es gibt kaum eine Konferenz für Maschinenbauer oder Automobilzulieferer, auf der nicht von Disruption und digitaler Transformation die Rede ist. Eine aktuelle McKinsey-Studie liefert hier interessante Daten, dass die Digitalisierung besonders in der deutschen Fertigungsindustrie konkret Fahrt aufnimmt. Wir haben uns die Studie angeschaut und die vier wichtigsten Thesen zusammengefasst.

    These 1: Die deutsche Fertigungsindustrie steht dem Potenzial der Digitalisierung wesentlich optimistischer gegenüber

    Bislang haben deutsche Entscheider „Industrie 4.0“ teilweise als Marketing-Hype abgetan. Im Vergleich zum Vorjahr sind mittlerweile 62 % der deutschen Unternehmen stärker vom Potenzial der Digitalisierung überzeugt.

    Potenzial der Digitalisierung in der Fertigung

    Potenzialerkennung der Digitalisierung in der Fertigung im Vorjahresvergleich

    Die Studie liefert darüber hinaus Gründe für diesen Optimismus. So wurde bei einem Großteil der deutschen Befragten die Chancen der Digitalisierung anfangs unterschätzt. Auch haben 22 % der Unternehmen festgestellt, dass sich Effizienzeffekte einfacher, als ursprünglich gedacht, erzielen lassen.

    Gründe für den gestiegenen Optimismus für eine Digitalisierungsstrategie

    Gründe für den gestiegenen Optimismus

     

    These 2: Deutsche Fertigungsunternehmen haben vermehrt einen klaren und definierten Zeitplan für die Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie

    Im internationalen Vergleich gaben die deutschen Unternehmen besonders häufig an, eine klare Digitalisierungsstrategie zu haben. Bereits 47 % haben einen klaren Blick, welche digitalen Szenarios für sie und ihre Kunden Wert stiften. Insgesamt haben 33 % der Firmen einen Zeitplan, um verschiedene Pilotprogramme auszuprobieren und schrittweise zu skalieren. Nur 6 % der deutschen Firmen gaben an, bisher noch keinen konkreten Plan vorliegen zu haben.

    Status der Digitalisierungsstrategie

    Status der Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie

     

    These 3: Digitalisierung in der Fertigungsindustrie wird von Entscheidern und nicht von der IT-Abteilung getrieben

    Bei der Frage nach der Verantwortlichkeit für die Digitalisierung ist auffällig, dass Geschäftsverantwortliche hier die Haupttreiber sind. Die Unterscheidung in der Verantwortlichkeit zwischen dem CEO, dem Leiter eines Geschäftsbereichs bzw. dem Leiter des operativen Geschäfts (COO) oder dem neu geschaffenen Chief Digital Officer (CDO) ist sicherlich auch von der Größe des Unternehmens abhängig. Deutlich wird, dass auch im internationalen Vergleich der IT-Leiter nicht der Treiber der Initiative ist. Dieser muss auf dem Weg eingebunden werden und unterstützt mit seinem Team die Umsetzung in den Systemen. Die digitale Agenda bleibt jedoch ein strategisches Thema, welches aus den Geschäftsanforderungen heraus, vorangetrieben werden muss. Hierbei gilt es zu überlegen, welche bestehenden Prozesse mit digitalen Mitteln effizienter gestaltet werden können und wie neue Geschäftsmodelle, mit Hilfe digitaler Technologien, entwickelt werden.

    Digitalisierungstreiber im Fertigungsunternehmen

    Treiber der Digitalisierungsstrategie im Unternehmen

     

    These 4: Hinderungsgründe in der Umsetzung sind die Gewinnung und Bindung des richtigen Personals sowie Bedenken zu Datenmanagement und Datensicherheit

    Eine fehlende Digitalisierungsstrategie ist sicher einer der Hauptgründe, eine mögliche Umsetzung zu verhindern. Jedoch stehen die Firmen der Fertigungsindustrie laut eigener Angabe vor anderen Herausforderungen. Größter Hinderungsgrund ist das Finden und Eingliedern talentierten Personals. Die befragten Unternehmen müssen für die Umsetzung des Themas Digitalisierung Wert auf andere Mitarbeiterfähigkeiten legen, die bislang in der Personalgewinnung nicht im Fokus standen. Erschwerend kommt hinzu, dass digitale Experten stark gesucht werden und andere Erwartungen an eine Work-Life-Balance und entsprechend fachliche Weiterentwicklungen haben. Gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen fällt es daher schwer, diese Talente für sich zu gewinnen.

    Bedenken zu Datenmanagement und Datensicherheit sehen viele Firmen ebenfalls als Hinderungsgrund. Insbesondere, wenn der Wettbewerbsvorteil durch Technologien und innovative Entwicklungen begründet ist, ist Datensicherheit ein wichtiges Thema. Oft fehlt Unternehmen aber auch die Grundlage eines durchgängig vernetzten IT-Systems. Wenn die Digitalisierungsideen hier auf systemische Bruchstellen stoßen, werden die Optimierung der bestehenden Prozesse und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle automatisch ausgebremst.

    Was hindert Fertigungsunternehmen an der Digitalisierung?

    Hinderungsgründe der Digitalisierung in Fertigungsunternehmen

    Lesen Sie zum Thema Digitalisierung auch unsere Blogbeiträge zu den Vorteilen von VR und AR in der mittelständischen Fertigungsindustrie sowie den Vorteilen vom Einsatz eines MES-Systems. Ebenfalls interessant ist der Beitrag zum Thema IT-Sicherheit in der Fertigungshalle.

    Über die Studie:

    Befragt wurden 400 Firmen aus Deutschland, USA, Japan und China in gleicher Verteilung. Berücksichtigt sind dabei verschiedene Unternehmensgrößen mit mindestens 50 Mitarbeitern, um ein ausgewogenes Bild zu erhalten. Die Studie stützt sich sowohl auf Fertigungsunternehmen als auch auf deren technologische Zulieferer. Allerdings entstammt die Mehrheit der Befragten mit 63 % aus der Fertigungsindustrie. Konkret wurden hier Firmen aus den Bereichen Automobilindustrie (OEM, Zulieferer), Industrielle Automatisierung, Maschinenbau, Verpackungsindustrie, Fabrikplanung, Transport/Logistik, Halbleiter, Software, Konsumgüter und Medizintechnik befragt.

    Die vollständige Studie zum Download finden Sie hier:

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    Paul Hertwig
    Über den Autor
    Paul Hertwig ist seit 2019 Geschäftsführer der N+P und repräsentiert damit unter anderem die zweite Unternehmergeneration im Familienunternehmen. Neben seinen Aufgaben als Geschäftsführer nimmt er die Bereichsleitung für Marketing und Personal wahr.

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