IT-Sicherheit in der Fertigungshalle

3. August 2017 Digitalisierung

Die Definition von IT-Sicherheitsanforderungen bei produzierenden Unternehmen hört häufig bei Zutrittsberechtigungen und einer Geländeüberwachung auf. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass auch Ihr Maschinenpark von einem Internetvirus angegriffen werden kann?

Gerade hier gibt es wesentliche Stellschrauben, um Sicherheitslücken zu schließen und Risikominimierung zu betreiben. Damit wird der digitale Angriff von außen oder innen nicht gleich der Auslöser für komplette Produktionsstillstände. Und es wird die Chance verringert, dass womöglich ein Virus von der Maschinensteuerung über das Datennetz Zugriff auf ERP- und MES-System erhält und erheblichen Schaden anrichtet.

Ausgangssituation in den Unternehmen

Viele Unternehmen mit einer Fertigung nutzen mittlerweile Maschinen, die in irgendeiner Weise Daten verarbeiten und diese über ein Netzwerk empfangen/lesen sowie versenden/schreiben. Auch wenn im Maschinen-Umfeld viele verschiedene Kommunikationsprotokolle existieren (Feldbus, MQTT, OPC UA, …), so werden die Daten am Ende über das Firmen-LAN (Ethernet) transportiert. Oft ist dieses Firmen-LAN gleichzeitig auch das einzige LAN im ganzen Unternehmen. So werden über dieses gleichermaßen E-Mails empfangen und versendet, Dokumente gelesen und gespeichert und Cloud-Dienste genutzt. Die einzige Trennung vom öffentlichen Internet ist der Router oder die Firewall des Internetanbieters (oft DSL-Modem/Router, welche häufig auch im Heimgebrauch zum Einsatz kommen).

Definition des Sicherheitsbedarfs verschiedener Daten

Die Grundlage für die IT-Sicherheit der zu verarbeitenden Informationen ist die Bewertung des Sicherheitsbedarfes. Informationen (Daten) haben unterschiedliche Anforderungen an Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität.

Daten über Personen haben einen hohen Bedarf an Vertraulichkeit. Echtzeitdaten von Maschinen haben einen hohen Bedarf an Integrität. Daten im Office-Bereich haben eine hohe Anforderung an Verfügbarkeit.

Zum Schutz der Daten müssen neben den technischen Möglichkeiten (Firewall, Anti-Virus, Anti-Spyware, Intrusion Prevention, Patchmanagement, …) vor allem die Mitarbeiter sensibilisiert und geschult werden. Voraussetzung dafür ist eine klare Unternehmens-Sicherheitspolitik.

Weitere Herausforderungen sind die

  • wachsende Menge an Informationen/Daten
  • Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben (IT-Sicherheitsgesetz, GoBS, …)
  • neuen Bedrohungen durch Ransomware
  • Nutzung von Cloud-Diensten

Moderne IT-Sicherheitstechnik schützt den Maschinenpark vor Bedrohungen von außen

Datennetz im Unternehmen

Ein Datennetz im Unternehmen verbindet üblicher Weise Maschinen und Office-Anwendungen

Die verschiedenen Sicherheitsanforderungen an die Daten können im Firmen-Netzwerk (LAN) durch Netzwerk-Zoning umgesetzt werden. Beim Zoning werden für die unterschiedlichen Anforderungen an die Informationssicherheit getrennte LAN-Segmente (VLANs) erstellt. Dabei wird an zentraler Stelle der Zugriff zwischen den einzelnen Segmenten geregelt (Routing und Firewalling). Neben der Umsetzung der Sicherheitsanforderungen kann dadurch auch die Netzwerklast verringert, die Geschwindigkeit erhöht und die Übersichtlichkeit im LAN verbessert werden.

Virenbefall im Unternehmen

Virenbefall im Unternehmen

Moderne Firewalls prüfen nicht nur Quelle, Ziel und Typ der Daten, sie prüfen auch die Inhalte. Das Netzwerk kann dadurch vor Bedrohungen von außen geschützt werden. Das ist vor allem durch die Verlagerung von Klartext-Kommunikation (z. B. HTTP) nach verschlüsselter Kommunikation (z. B. HTTPS) immer notwendiger.

Netzwerk-Zoning im Unternehmen

Netzwerk-Zoning im Unternehmen

Wachsende Datenmengen können durch moderne Datensicherungslösungen (inkrementelle und differentielle Sicherung, Daten-Dedublizierung) auch für längere Zeiträume verfügbar gehalten werden. Informationen mit hohem Bedarf an Vertraulichkeit und Integrität werden durch Datensignierung und Datenverschlüsselung sicher durch das Internet transportiert oder in der Cloud gespeichert.

Um die gewünschte Funktion der eingesetzten Lösungen ständig zu prüfen, ist ein übergreifendes Monitoring als technische Lösung und die regelmäßige Sensibilisierung der Mitarbeiter unumgänglich.

Download IoT-Whitepaper


2 Kommentare


Ruth Zeit sagt:

Ein wirklich sehr lesnswerter Beitrag zum Thema IT-Sicherheit. Danke.

Johannes sagt:

Vielen Dank für die umfassende Information zur IT-Sicherheit. Meine Mutter ist leitende Ingenieurin bei einem großen Produzenten. Ich werde sie gleich mal fragen, ob der Maschinenpark ihrer Firma samt umfangreicher Maschinensteuerung gegen Viren geschützt ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blog abonnieren
ID-08_Karriere

Verwandte Beiträge

Desk Sharing – Arbeitsplätze effizient verwalten und vergeben

26. Juli 2023 CAFM

Desk Sharing ist ein Arbeitsplatzkonzept, bei dem Mitarbeitende keinen fest zugewiesenen Schreibtisch haben, sondern die Arbeitsplätze flexibel und nach Bedarf teilen. Es ist Teil der Bemühungen vieler Unternehmen, ihre Arbeitsumgebungen agiler, effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Der Blogbeitrag zeigt auf, wie eine IT-Lösungen diese Bestrebungen unterstützt.

Durchgängige digitale Daten als Basis für ein systemübergreifendes Lifecycle-Management

19. Juli 2023 Digitalisierung

Die Entwicklung von Produkten, Maschinen und Anlagen findet unter immer größerem Zeitdruck statt. Die Realität in vielen Fällen:  Entwicklung, Produktion und Vertrieb arbeiten am gleichen Produkt, aber auf einer unterschiedlichen Informationsbasis. Mehr denn je ist eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und somit durchgängige digitale Daten notwendig, diese gelingt nur auf einer gemeinsamen Basis für die Informationen.

Effektive Zusammenarbeit mit externen Partnern in der Fertigung

29. März 2023 Digitalisierung

Viele Fertigungsunternehmen arbeiten im Engineering oder bei der Fertigung ihrer Erzeugnisse mit externen Partnern zusammen. Ob Fremdfertigung oder -konstruktion, Angebotsanfragen oder interne/externe Projektzusammenarbeit - die digitale Verwaltung der Produktdaten und das zentrale Datenmanagement spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wir zeigen, wie Unternehmen mit einfachen Werkzeugen durch einen sicheren und ortsunabhängigen Zugriff auf Projektdaten ihren Geschäftsbetrieb sichern und damit verbundene Herausforderungen bewältigen, um zukünftig mehr Effizienz und Wettbewerbsvorteile zu schaffen.